
Sonnenuntergang am Taylor Reservoir
Aber sehr nett sind sie, das kann man nicht bestreiten! Und wir sind ja auch um jeglichen menschlichen Kontakt dankbar. Und tanzen können sie auch! Das haben wir gleich mal getestet.
Hier in Gunnison waren nämlich „Cattlemen’s Days (Colorado’s oldest professional rodeo event)”. Das kann man sich ungefähr so vorstellen, wie ein handfestes Schützenfest, nur eben ohne grüne Joppen und Blasmusik, dafür mit Cowboyhut, Stiefeln und Countryband! Wir sind ja hier schließlich im wilden Westen! Die Nachbar-Jungs haben uns eingeladen mitzukommen und da haben wir nicht lange gezögert… Was da auf uns zukommen sollte, war uns zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, obwohl wir mit einer Zettelnachricht vor unserer Hütte vorgewarnt wurden: „Be ready for some boots, hats and twang!“ Hier im wilden Westen, müsst ihr wissen, wird man nämlich ganz old-fashioned (auch von fremden Männern) zum Tanzen aufgefordert! Nicht einfach rumzappeln - Paartanz ist hier angesagt! Und ehe man sich versieht, wird ne flotte Sohle auf’s Parkett gelegt und man wird von den Cowboys durch die Luft gewirbelt! Und weil die Jungs von der alten Schule sind, können die das auch! Sogar die Reinhold Messner-Jungs in Sandalen. Wir haben also am Freitag die Nacht zum Tag gemacht und bis 2 Uhr morgens zu live Country-Mucke Cha-Cha, Rumba, Walzer, Polka, Rock’n Roll und Line-Dance getanzt! Und das ganze in dem angesagtesten Club ganz Gunnisons, der Elk’s Lounge (rustikales Ambiente mit diversen toten Tieren an den Wänden). Es muss ja nicht immer New York sein!
Aber das war nicht das einzige erzählenswerte Ereignis der Woche! Wir hatten nämlich Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einmal! Der National Forest Service hat uns neue Matratzen spendiert! Das war auch längst überfällig, denn die antiken Stücke aus den 60er Jahren wiesen doch leichte bis mittelstarke Defizite auf. Und wir müssen gestehen, es ist schon ein ziemlich gutes Gefühl morgens aufzuwachen, und nicht als erstes die Sprungfeder im Hintern zu spüren! (Eick, für dich haben wir sogar auch eine neue Matratze!)
Dafür hat uns in der letzten Woche des Öfteren unser neuer Untermieter geweckt, besser bekannt als „Woodpecker“. Herr Specht hat nämlich unsere Abstellkammer als neues Heim auserkoren und arbeitet mit Vorliebe morgens um 6 an unseren freien Tagen an seinem Bau. Er ist jetzt übrigens schon beim zweiten Loch!
Aber nicht nur unser „Woodpecker“ kommt regelmäßig zu Besuch, wir haben auch andere animalische Gäste: Ab und an verirrt sich mal ein Kolibri in die Küche und neulich kam zum Frühstück ein Streifenhörnchen vorbei. (Man soll ja auch die Tür nicht auflassen!) Das war ungefähr so:
Jule: Guck mal!
Caro: Ahhhhhh!
Streifenhörnchen: Quiek!
Und weg war’s auch schon wieder. Kurzer Besuch!
Des Weiteren war letzte Woche L.’s Geburtstag und da haben wir uns nicht lumpen lassen und einen 1A-Geburtstagskuchen gebacken. Kurmann & Strodick Backwaren GmbH lässt grüßen. Die improvisierte Beerentorte in Kombination mit einem Geburtstagsständchen auf Deutsch kam gut an. Am nächsten Tag wusste natürlich jeder davon und wir wurden einige Male gebeten doch bitte noch mal Happy Birthday auf Deutsch zu singen. Wir vermuten, dass die äußerst wichtige Information der singenden german girls per Funk verbreitet wurde.
An unseren freien Tagen haben wir unseren ersten großen hike gewagt! Nach einem Monat Akklimatisierungsphase fühlten wir uns bereit für sportliche Aktivität in Form einer sechsstündigen Wanderung auf bis zu ca. 3.350 Höhenmetern. Damit haben wir das Trainingsprogramm für den Aufstieg auf den Mount St. Helens im September gestartet und wir sind guter Hoffnung unsere Kondition bis dahin zu optimieren.

Summerville Trail - Hiking
Ansonsten haben wir einen weiteren freien Tag geopfert um die Bremsen des einen Mietwagens in der nur drei Stunden entfernt gelegenen Autowerkstatt durchchecken zu lassen. Aufgrund merkwürdiger Geräusche (erst nur beim Bremsen, dann auch einfach beim Fahren) hielten wir es für besser dem nachzuforschen. Es war natürlich alles in Ordnung, aber Sicherheit geht eben vor! Gott sei Dank führte uns diese dreistündige Autofahrt vorbei an Colorado’s größtem See Blue Mesa. Nach dem scenic drive haben wir noch einen Abstecher zum Black Canyon National Park gemacht. Und dann war unser Wochenende am Mittwochabend auch schon wieder vorbei!


Black Canyon National Park
Weitere Abenteuerberichte und Neuigkeiten von dem Leben in der Nachbarschaft – wie immer nächsten Montag!
Bis dahin liebste Grüße von Jule & Caro!
Shortnews:
- Es ist kein Gerücht, dass es in den USA ein Gesetz gibt, welches besagt, dass die amerikanische Flagge über Nacht eingeholt werden muss, wenn sie nicht angestrahlt wird! Die Flagge darf übrigens nicht den Boden berühren – und wie man sie fachgerecht zusammenlegt hat L. uns jetzt auch gezeigt!
- Wir wurden beim Wäsche waschen auf der Guard Station nebenan fälschlicher Weise für Volunteers gehalten und haben deshalb spontan noch im Schlafanzug Touristen Auskunft zu diversen Campingmöglichkeiten in der Umgebung gegeben.
- Da der Kurmann & Strodick Backwaren GmbH überraschender und erfreulicher Weise wichtige Zutaten aus der Heimat zugestellt wurden, ist das erste Roggenbrotexperiment mit Sauerteigkulturen erfolgreich geglückt!
- Diese Woche gab es nicht nur neue Matratzen, wir wurden auch von Touristen reichlich beschenkt und zwar mit Löwenbräu und Jacobs Dröhnung!
- Bei unserem letzten Wocheneinkauf hat die Kassiererin uns ganz ungläubig angesehen, als wir eine Sellerieknolle aufs Laufband legten. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was man damit anstellen will! Außerdem haben wir aus Versehen alkoholfreies Bier gekauft. Wie konnte uns das nur passieren!?

Taylor Park am Abend
Also das mit den 60 Jahren ist politisch nicht korrekt, das ist Diskriminierung, ist das!
AntwortenLöschen(Als wenn unsereins nicht tanzen könnte, tss!)
Aber Papa...ich weiß doch, dass du der weltbeste über 60-jährige Tänzer bist!!!
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