Montag, 27. Juli 2009

Hoch hinaus!

Unser Trainingsprogramm zum Aufstieg auf den Mount St. Helens hat neue Größendimensionen angenommen. Kaum zu glauben, aber wahr – wir waren doch tatsächlich auf einem über 4.000 m hohen Berg! Oh ja – zu Fuß! Die Nachbarn hatten uns zum „hiken“ eingeladen – da haben wir natürlich zugesagt – allerdings schon mit der Vorwarnung, dass wir nicht die best trainierten Wanderer sind. Sie wollten es ja nicht anders! Nur um euch da drüben auf der anderen Seite des Atlantiks mal deutlich zu machen, wie hoch 4.000 m sind – das toppt nicht einmal die Zugspitze und die ist bekanntlich Deutschlands höchstes Exemplar von einem Berg. Die Nachbarn waren natürlich um einiges schneller oben und auch wieder unten als wir – also jeweils ungefähr eine Stunde (wie gesagt: Outdoorfreaks). Aber wir haben die Geröllfelder und Kletterfelsen auch bewältigt und sind mächtig stolz auf unsere Leistung! (Der drei Tage andauernde Muskelkater bleibt an dieser Stelle mal unerwähnt.)

Sprung auf Cumberland Pass


Blick über Taylor Park von

Fairview Peak


Outdoorfreaks auf Vormarsch


Die Rockies


Übrigens können unsere Nachbarn auch Frühstück machen, das haben sie uns vor der Wanderung bewiesen, indem sie in unsere Küche spazierten und uns mit „french toast“ und „ bacon & eggs“ verwöhnten. Wahrscheinlich wollten sie nur sicherstellen, dass wir was Ordentliches im Magen haben und nicht sofort schlapp machen – vielleicht sind sie aber auch einfach nur nett!

Frühstückservice


In Taylor Park war letzte Woche „cattle drive“. Das bedeutet jede Menge Kühe auf der Straße und eigentlich überall. Und das bedeutet Cowboy-Alarm: Echte Cowboys mit Stiefeln, Hut, Karohemd, Pferd, Schäferhund und natürlich mit Kühen! Mittlerweile haben sich die Kühe bis zur Guard Station vorgearbeitet, wo sie neulich Morgen unmittelbar neben unserer Holzhütte ein ausgiebiges „Aufsteh-Muh-Konzert“ gegeben haben. Aber man kann unsanfter geweckt werden (zum Beispiel vom „woodpecker“)!


cattle on the road


Der nächste Programmpunkt der nun ansteht ist eine Rafting-Tour mit T & L. Die Reservierungen sind schon gemacht – am Dienstag ist es soweit, dann werden wir nass bis auf die Unterbuchse, soviel steht fest! Wir sind schon total gespannt und in freudiger Erwartung, was wir euch dann nächste Woche Abenteuerliches berichten können.


Shortnews:

  • Die allseits bekannten „german girls“ werden seit Neustem übrigens nur noch „gg’s“ genannt. Auch nicht schlecht!
  • Unser Untermieter „Herr Specht“ ist entweder ausgezogen, verreist oder hat seine Arbeitszeiten endlich mit unseren abgeglichen.
  • Die Kurmann & Strodick Backwaren GmbH überlegt ernsthaft zu expandieren, um die roten Zahlen auf dem Konto, verursacht durch den Zahlungsrückstand der WVU, auszugleichen.
  • Übers Wochenende hatten wir noch mehr Nachbarn auf der Guard Station: Sieben Cops, die schön Tickets verteilen waren. Also war brav sein angesagt ;-)

Montag, 20. Juli 2009

"Be ready for some boots, hats and twang!"

Leute, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie spannend Nachbarn sein können! Seit einer Woche haben wir nämlich welche, und das ist ein völlig neues Lebensgefühl. Die ersten zwei Tage mussten wir ständig dem Drang nachgeben aus dem Fenster zu gucken um zu beobachten, was sie gerade tun! Plötzlich hört man fremde Stimmen auf dem Gelände, Autos fahren hin und her, es werden Volleyball und Karten gespielt und der Geruch von Lagerfeuer und Grillwürstchen liegt in der Luft! Herrlich! Und das aller Beste: Unsere Nachbarn sind unter 60! Die bereits angekündigten Biologen beschäftigen sich mit dem „Snowshoe-Hare“, zu Deutsch Schneehasen, und wir haben schnell mit ihnen Freundschaft geschlossen. Die Jungs sehen alle ungefähr so aus wie Reinhold Messner, also Vollbart, braungebrannte Haut in Kombination mit einer ordentlichen Portion Dreck, grundsätzlich kurze Hosen an und natürlich Sandalen! Duschen wird sowieso überbewertet! Man schläft auch gerne mal draußen (ohne Feuer) – wahre Männer sind hart im Nehmen! Sie erklimmen auch regelmäßig die Gipfel der Rockies, fangen sich ihr Essen selbst (Fisch) und jagen im Winter in den Bergen Luchsen mit Skiern hinterher (Forschungsprojekt). Wenn man mal so richtige Outdoor-Freaks kennen lernen will, dann ist man hier wohl am rechten Ort!



Sonnenuntergang am Taylor Reservoir

Aber sehr nett sind sie, das kann man nicht bestreiten! Und w
ir sind ja auch um jeglichen menschlichen Kontakt dankbar. Und tanzen können sie auch! Das haben wir gleich mal getestet.
Hier in Gunnison waren nämlich „Cattlemen’s Days (Colorado’s oldest professional rodeo event
)”. Das kann man sich ungefähr so vorstellen, wie ein handfestes Schützenfest, nur eben ohne grüne Joppen und Blasmusik, dafür mit Cowboyhut, Stiefeln und Countryband! Wir sind ja hier schließlich im wilden Westen! Die Nachbar-Jungs haben uns eingeladen mitzukommen und da haben wir nicht lange gezögert… Was da auf uns zukommen sollte, war uns zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, obwohl wir mit einer Zettelnachricht vor unserer Hütte vorgewarnt wurden: „Be ready for some boots, hats and twang!“ Hier im wilden Westen, müsst ihr wissen, wird man nämlich ganz old-fashioned (auch von fremden Männern) zum Tanzen aufgefordert! Nicht einfach rumzappeln - Paartanz ist hier angesagt! Und ehe man sich versieht, wird ne flotte Sohle auf’s Parkett gelegt und man wird von den Cowboys durch die Luft gewirbelt! Und weil die Jungs von der alten Schule sind, können die das auch! Sogar die Reinhold Messner-Jungs in Sandalen. Wir haben also am Freitag die Nacht zum Tag gemacht und bis 2 Uhr morgens zu live Country-Mucke Cha-Cha, Rumba, Walzer, Polka, Rock’n Roll und Line-Dance getanzt! Und das ganze in dem angesagtesten Club ganz Gunnisons, der Elk’s Lounge (rustikales Ambiente mit diversen toten Tieren an den Wänden). Es muss ja nicht immer New York sein!

Aber das war nicht das einzige erzählenswerte Ereignis der Woche! Wir hatten nämlich Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einmal! Der National Forest Service hat uns neue Matratzen spendiert! Das war auch längst überfällig, denn die antiken Stücke aus den 60er Jahren wiesen doch leichte bis mittelstarke Defizite auf. Und wir müssen gestehen, es ist schon ein ziemlich gutes Gefühl morgens aufzuwachen, und nicht als erstes die Sprungfeder im Hintern zu spüren! (Eick, für dich haben wir sogar auch eine neue Matratze!)
Dafür hat uns in der letzten Woche des Öfteren unser neuer Untermieter gewe
ckt, besser bekannt als „Woodpecker“. Herr Specht hat nämlich unsere Abstellkammer als neues Heim auserkoren und arbeitet mit Vorliebe morgens um 6 an unseren freien Tagen an seinem Bau. Er ist jetzt übrigens schon beim zweiten Loch!

A
ber nicht nur unser „Woodpecker“ kommt regelmäßig zu Besuch, wir haben auch andere animalische Gäste: Ab und an verirrt sich mal ein Kolibri in die Küche und neulich kam zum Frühstück ein Streifenhörnchen vorbei. (Man soll ja auch die Tür nicht auflassen!) Das war ungefähr so:
Jule: Guck mal!
Caro: Ahhhhhh!
Streifenhörnchen: Quiek!
Und weg war’s auch schon wieder. Kurzer Besuch!

Des Weiteren war letzte Woche L.’s Geburtstag und da haben wir uns nicht lumpen lassen und einen 1A-Geburtstagskuchen gebacken. Kurmann & Strodick Backwaren GmbH lässt grüßen. Die improvisierte Beerentorte in Kombination mit einem Geburtstagsständchen auf Deutsch kam gut an. Am nächsten Tag wusste natürlich jeder davon und wir wurden einige Male gebeten doch bitte noch mal Happy Birthday auf Deutsch zu singen. Wir vermuten, dass die äußerst wichtige Information der singenden german girls per Funk verbreitet wurde.

An unseren freien Tagen haben wir unseren ersten großen hike gewagt! Nach einem Monat Akklimatisierungsphase fühlten wir uns bereit für sportliche Aktivität in Form einer sechsstündigen Wanderung auf bis zu ca. 3.350 Höhenmetern. Damit haben wir das Trainingsprogramm für den Aufstieg auf den Mount St. Helens im September gestartet und wir sind guter Hoffnung unsere Kondition bis dahin zu optimieren.



Summerville Trail - Hiking

Ansonsten haben wir einen weiteren freien Tag geopfert um die Bremsen des einen Mietwagens in der nur drei Stunden entfernt gelegenen Autowerkstatt durchchecken zu lassen. Aufgrund merkwürdiger Geräusche (erst nur beim Bremsen, dann auch einfach beim Fahren) hielten wir es für besser dem nachzuforschen. Es war natürlich alles in Ordnung, aber Sicherheit geht eben vor! Gott sei Dank führte uns diese dreistündige Autofahrt vorbei an Colorado’s größtem See Blue Mesa. Nach dem scenic drive haben wir noch einen Abstecher zum Black Canyon National Park gemacht. Und dann war unser Wochenende am Mittwochabend auch schon wieder vorbei!



Black Canyon National Park

Weitere Abenteuerberichte und Neuigkeiten von dem Leben in der Nachbarschaft – wie immer nächsten Montag!

Bis dahin liebste Grüße von Jule & Caro!


Shortnews:

  • Es ist kein Gerücht, dass es in den USA ein Gesetz gibt, welches besagt, dass die amerikanische Flagge über Nacht eingeholt werden muss, wenn sie nicht angestrahlt wird! Die Flagge darf übrigens nicht den Boden berühren – und wie man sie fachgerecht zusammenlegt hat L. uns jetzt auch gezeigt!
  • Wir wurden beim Wäsche waschen auf der Guard Station nebenan fälschlicher Weise für Volunteers gehalten und haben deshalb spontan noch im Schlafanzug Touristen Auskunft zu diversen Campingmöglichkeiten in der Umgebung gegeben.
  • Da der Kurmann & Strodick Backwaren GmbH überraschender und erfreulicher Weise wichtige Zutaten aus der Heimat zugestellt wurden, ist das erste Roggenbrotexperiment mit Sauerteigkulturen erfolgreich geglückt!
  • Diese Woche gab es nicht nur neue Matratzen, wir wurden auch von Touristen reichlich beschenkt und zwar mit Löwenbräu und Jacobs Dröhnung!
  • Bei unserem letzten Wocheneinkauf hat die Kassiererin uns ganz ungläubig angesehen, als wir eine Sellerieknolle aufs Laufband legten. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was man damit anstellen will! Außerdem haben wir aus Versehen alkoholfreies Bier gekauft. Wie konnte uns das nur passieren!?



Taylor Park am Abend

Montag, 13. Juli 2009

Ok...dann gibt´s es nochmal in groß :-)

Blumiges Wildflower-Festival

Wir haben den ersten Todesfall zu verzeichnen: Ein wagemutiges Streifenhörnchen wollte einfach nicht von der Straße weichen, als der Toyota Yaris mit 25 mph nicht mehr rechtzeitig stoppen konnte! Ruhe es in Frieden! Nach kurzer Schock- und Trauerphase geht es uns jetzt aber wieder gut.


Wir hatten zwei sehr sonnig warme und entspannte „Off-Days“. Die „4-Wheeler-Tour“ hat terminlich leider nicht geklappt, aber dafür waren wir noch mal bei der „Continental Divide“ und haben die Aussicht genossen. Eigentlich wollten wir ja zu den so genannten „Cottonwood Hot Springs“. Wie klingt das für euch? Hört sich doch so an, als gäbe es da heiße Quellen mitten in der Natur in denen man super baden kann, oder!? Das dachten wir auch und hatten uns schon auf den Badespaß eingestimmt. In den Seen und Flüssen hier geht man nämlich nur baden, wenn man verdammt hart im Nehmen ist oder gerne mal ein paar Frostbeulen spazieren trägt. Wir mussten aber leider feststellen, dass es sich bei den „Hot Springs“ zwar eigentlich um wunderbar in der Natur gelegene heiße Quellen handelt, die Amis aber natürlich ein Schwimmbad drum herum gebaut haben. Solche Vollpfosten! Und um in einem blöden Becken zu planschen wollten wir keine 15 Dollar ausgeben.

Für die, die noch nie etwas von der „Continental Divide“ gehört haben, sei hier gesagt, dass es die Linie ist, an der auf der einen Seite alle Gewässer im Pazifik enden und auf der anderen Seite im Atlantik. Ganz schön verrückt, wenn man da drauf steht!



Am Mittwoch waren wir dann ja bei unserem Pflanzen-Bestimmungs-Kurs: „ID-ing with the Rocky Mountain Flower Finder“! Donna hat versucht uns und einer Gruppe Damen mittleren Alters das Bestimmen ausgewählter Blümchen näher zu bringen und wir haben uns tapfer geschlagen!


So kennen wir jetzt die wichtigsten Pflanzenmerkmale auf Englisch und sind in der Lage auf eigene Faust zu bestimmen. Lustig wird es allerdings, wenn die Amis versuchen, botanische Gattungs- und Familiennamen auszusprechen. Wie unser altbekannter Pflanzenprof einst zu sagen pflegte: „Da gibt es schon botanische Namen, um sich international verständigen zu können und dann spricht sie doch jeder so aus wie er will!“ Polygonaceae klingt dann ungefähr so: „Poligonäßiä“. Und Silene klingt so: „Sailini“. Das kommt jetzt nicht so witzig rüber wie es sich anhört, aber wenn wir wieder zurück sind geben wir euch gerne eine Kostprobe englischer Aussprache botanischer Namen!




Wie das in diesem Land aber ja häufig so ist, kratzt man oft nur an der Oberfläche und so wurde auch beim Pflanzenbestimmungskurs schon beim Gattungsnamen aufgehört zu identifizieren! Wir Fachidioten wollten es natürlich genauer wissen und haben Donna damit so einige Male in Verlegenheit gebracht. Aber Spaß hatten wir trotzdem!

Nicht, dass ihr denkt uns fällt nichts Interessantes mehr ein, aber man muss auch einfach mal übers Wetter reden! Das Wetter hier in den Bergen ist sehr wechselhaft und vielseitig. Nachts und früh morgens ist es eisig kalt und wir schlafen in unserer gemütlichen Holzhütte (die glücklicherweise auch mit einer Heizung ausgestattet ist) in unseren Schlafsäcken. Sobald die Sonne raus kommt wird es super warm bis sehr heiß. Wenn man sich dann in den Schatten stellt, wird es aber auch schnell wieder kühl. Dann fängt es aus heiterem Himmel an zu regnen, aber nach 10 Minuten ist dann schon wieder der schönste Sonnenschein, oder man fährt schnell einen Hügel weiter und da hat es nie geregnet. Deshalb sieht man ungefähr einmal pro Tag einen wunderschönen Regenbogen! Und deshalb gibt es wohl auch diesen Spruch: „Bad weather in Colorado? Just wait ten minutes!“

Die Sonnenauf- und -untergänge sind natürlich nicht zu missachten, geschweige denn die sternklaren Nächte. Es ist nur schwer vorstellbar, dass man irgendwo mehr Sterne sehen kann als hier. Es ist ja aber auch nur schwer vorstellbar, dass man tiefer in der Pampas sitzen kann als hier (abgesehen von der Mitte der Sahara vielleicht). Die Farben sind total krass und alles ändert sich ständig – je nach Witterung, Tageszeit und Vegetationsperiode. Wir können uns gar nicht satt sehen und sind jeden Tag aufs Neue überwältigt.

Nächste Woche kriegen wir übrigens neue Nachbarn! Die Hütten nebenan werden ab dann von Biologen bewohnt, die Luchse und Schneehasen mit Peilsendern ausstatten oder so! Das wird bestimmt spannend und wir freuen uns schon auf die Gesellschaft! Wir haben sie bereits einmal kurz gesprochen und sie haben einen sehr netten Eindruck gemacht!

Das war’s erstmal für diese Woche! Liebste Grüße an euch alle!

Jule & Caro


P.S. Hier noch zwei Fotos nachgereicht, da es letztendlich doch mit dem "Größer-Hochladen" geklappt hat (danke Jule-Papa ;-))


Jaja...es ist quer, aber nach dem ganzen Heckmeck muss das jetzt erstmal reichen ;-)


Montag, 6. Juli 2009

Es freut uns sehr euch mitteilen zu können, dass wir bislang trotz der doch extrem „washboardy roads“ noch keinen „flat tire“ zu verzeichnen haben! Teu teu teu! Dennoch hatten wir ein aufregendes und ereignisreiches Arbeitswochenende, denn es war ja der 4. Juli und das ist bekanntlich der Nationalfeiertag schlechthin in diesem Land: Independence Day! Da man auf National Forest Grund wegen des Waldbrandsrisikos keine Feuerwerke zünden darf, mussten sich die Leute hier etwas anderes einfallen lassen um ihre Unabhängigkeit zu feiern. Man muss aber sagen, dass ihre Ideen nicht so einfallsreich waren, denn eine Holzhütte in einer geschichtsträchtigen Goldwäscher-Siedlung anzuzünden und sich beim Spielen mit Feuerwaffen in die Hand zu ballern ist eigentlich ganz schön uncool! Dafür war in Taylor Park aber schwer was los und wir wurden sogar vom Park Sheriff verhört, weil er sich erhofft hatte, wir könnten ihm Hinweise zu verdächtigen Personen geben mit denen wir beim Arbeiten gesprochen haben. Wir mussten ihn leider enttäuschen (hier sind ja fast alle etwas komisch).

Nach Feierabend haben wir dann beschlossen uns in Verbundenheit mit dem amerikanischen Volk (man passt sich ja den Sitten und Bräuchen des Landes an), uns ebenfalls der amerikanischen Unabhängigkeit zu freuen! Allerdings auf etwas originellerer Art und Weise als die Landsleute! Deshalb sind wir zur Feier des Tages nach Tincup gefahren um den Sonnenuntergang am malerischen Mirrow-Lake zu genießen! Klingt idyllisch, war es auch! Und das aller Wichtigste: wir wissen jetzt auch wo „Mayor Miller“ wohnt! Habt ihr Tincup Colorado mal gegooglet? Dann seid ihr sicherlich auch auf das Foto von Mayor Millers Briefkasten gestoßen! Wir haben ihn gefunden – müssen euch aber leider mitteilen, dass Mayor Miller jetzt nur noch Miller ohne Mayor ist! Denn von dem besagtem Briefkasten wurde das handschriftlich geschriebene Mayor wieder säuberlich abgekratzt!

T & L von nebenan haben diese Woche Besuch aus ihrer Heimat Louisiana gekriegt. Die Bandkollegen von L. haben sich spontan überlegt je zwei Tage Hin- und Rückfahrt in Kauf zu nehmen, um ihren Kumpel zwei Tage zu sehen. Umweltbanausen! Aber nett sind sie, und gute Musik können sie auch machen! In den Genuss feinster Country-Garagen-Mucke sind wir am Donnerstagabend wieder gekommen. Bei den Klängen von Kontrabass, Mandoline, und Gitarre haben wir dann den Tag ausklingen lassen.

Dienstag nehmen T. & L. uns vielleicht auf ihren „4-Wheelern“ mit. „4-Wheeler“ müsst ihr wissen, sind nicht einfach irgendwelche Gefährte mit vier Reifen…. Nein nein, wir reden hier nicht von stinknormalen Autos oder Seifenkisten, sondern von den Gefährten, die man in Deutschland unter der Bezeichnung Squad kennt. Also quasi kleine Rasenmähertrecker ohne Mäher und dafür mit Allrad! Das gibt schon erdenklich Spaß damit durch die Prärie zu brettern, aber unter Umweltaspekten ist die Benutzung dieser „Off-Highway-Vehicle“ natürlich eher kritisch zu betrachten. Hier in Taylor Park scheiden sich die Geister was die Benutzung der Geräte angeht: es gibt diejenigen, die sie lieben und auch auf dem Campingplatz bis zum Klo fahren und dann gibt es die, die sie hassen, weil sie laut sind, stinken, die Landschaft kaputt machen, Tiere gefährden und unheimlich viel Staub aufwirbeln. Aber man muss ja alles Mal mitgemacht haben!

Am Mittwoch opfern wir einen freien Tag der Bildung, denn da haben wir uns für einen Pflanzenbestimmungskurs beim „Wildflower-Festival“ in Crested Butte, einem Nachbarort wenn man so will (wir haben begonnen in anderen Entfernungsgrößen zu rechnen), angemeldet. Wir sind schon sehr gespannt, wie das so wird und was wir über die Rocky Mountain Flora lernen werden!

Ansonsten kann die Kurmann & Strodick Backwaren GmbH mit Freuden verkünden, dass sie in Gunnison doch tatsächlich einen Bioladen ausfindig machen konnte, der sowohl Lein-, als auch Sesamsamen im Sortiment hat! Die Geschäftsführer der Backwaren GmbH haben daraufhin einen Großeinkauf getätigt und sind nun völlig im Brotbackrausch! Wir haben noch kein einziges Mal seitdem wir in Colorado sind Brot gekauft! Bislang haben wir diverse Rezepte vom Kartoffel- bis hin zum Bierbrot ausprobiert (alles erfolgreich). Bislang arbeiten wir allerdings nur mit Hefe und Backpulver, da sich die Beschaffung von Sauerteig trotz Bioladens noch als etwas schwierig erweist. Wir bleiben aber natürlich am Ball und werden bald möglichst von Neuigkeiten berichten!

Bis dahin allen eine schöne Woche! Liebste Grüße von Jule & Caro!


Shortnews:

  • Michael Jackson ist tot! Bei uns ist die Nachricht mit einer Woche Verspätung auch angekommen!
  • Kaum zu glauben aber wahr: Bei der Trading Post gibt es einen Müllcontainer, wo man tatsächlich Papier, Plastik, Glas und Blech/Alluminium trennen kann! Bislang nutzen aber scheinbar nur wir diese Option! Mit gutem Beispiel voran: Reduce – Reuse – Recycle!!!
  • Ihr wisst immer noch nicht wo genau wir sind? Dann öffnet Google-Maps und gebt folgende Koordinaten ein: 38°50'30.45"N 106°31'56.23"W

Mittwoch, 1. Juli 2009

Man mag es kaum glauben, aber in Taylor Park gibt es seit 5 Tagen tatsächlich ein Handynetz! Hurra Hurra! Dieses funktioniert allerdings nur mit amerikanischen Handys und auch nur an bestimmten Plätzen und auch nicht immer! Aber immerhin!!! Das war auf jeden Fall drei Tage lang Top-Thema Nummer eins…. auch über Funk! Ihr könnt uns also weiterhin nicht erreichen, es sei denn ihr seid zufällig in den USA, Kanada oder Mexiko unterwegs…
ABER: Immer Montags sind wir im Netz, können Mails lesen und euch über diesen Blog mit News aus den Rockies versorgen!

Was bisher geschah: Nach einer aufregenden Woche in New York, einem Abstecher zum Shenandoah National Park und drei Tagen „paperwork“ in Morgantown sind wir letztendlich heil in Colorado angekommen! Hier bleiben wir drei Monate und arbeiten für den National Forest Service bzw. die West Virginia University.

Wir leben und arbeiten in Taylor Park! Das ist ungefähr da, wo der Pfeffer wächst nur eben ohne Pfeffer, dafür aber traumhaft, bombastisch, fantastisch in den Rocky Mountains gelegen. Wir sind da, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen…. wahlweise auch Kojote und Streifenhörnchen oder Berglöwe und Murmeltier, oder Elch und Kolibri oder eben Jule und Caro!

In unserer gemütlichen Holzhütte leben wir in Harmonie mit zahlreichen Moskitos, welche, wenn sie gut gelaunt sind, sogar auf unserem Frühstückstisch Breakdance tanzen – ungelogen, wir konnten es mit eigenen Augen beobachten!

Unsere nächsten Nachbarn, T. und L., mit denen wir auch gerne unser selbstgebackenes Brot der neu gegründeten „Kurmann & Strodick Backwaren GmbH“ teilen, arbeiten auf der „Guard Station“ nebenan und geben Infos über Wanderwege und Co an Touris weiter. Wir waren schon zusammen angeln, leider erfolglos. Dabei muss man bedenken, dass die beiden aus Louisiana sind und die Fische dort eben anders beißen! Wir sind jedoch zuversichtlich, innerhalb der drei Monate noch einen guten Fang zu machen! Manchmal gibt’s bei T. und L. auch Hausmusikabende. Dann kommen die Rentnerfreunde von den Campingplätzen nebenan vorbei und hauen auf die Pauke!

Aufgrund unserer beruflichen Orientierung (Touristenbefragung), kennen wir jeden Besucher von Taylor Park persönlich, wissen woher er kommt und wie lange er bleibt. Die Nicht-Touristen kennen wir allerdings auch schon, denn davon gibt es nicht all zu viele: es gibt die „Camphosts“ (jene besagten Rentner, welche den Sommer über in einer Art Hausmeisterfunktion auf den umliegenden Campingplätzen verbringen) und es gibt die „Angestellten der Trading Post“ (eine Art Tante-Emma-Laden im Tal mit 50% Fischereibedarf im Sortiment und ansonsten eben die üblichen lebenswichtigen Dinge wie abgelaufene Milch zu überteuerten Preisen und Ähnlichem). Wir sind schon überall als die Brot backenden „German Girls“ bekannt. Man hält uns auch gerne mal für Geschwister oder Jule für eine Irin und Caro für eine Schwedin! Spätestens wenn Caro anfängt Englisch zu sprechen wird die nationale Identität aufgedeckt – was ihr aber zu Gute kommt, denn „everybody loves her cute german accent“!

Man mag es kaum glauben, aber tatsächlich fast jeder mit dem wir hier gesprochen haben, hat Verwandte oder Vorfahren aus Deutschland oder er war mit der Army in Deutschland stationiert, oder er ist zumindest mal durchgeflogen! Wir mussten sogar feststellen, dass das eigentliche Hannover gar nicht in Niedersachsen liegt, sondern in Virginia!