Montag, 21. September 2009

Wir waren oben!

Dieses Jahr hat es also tatsächlich geklappt! Wir waren oben drauf auf dem ollen Mount St. Helens und zwar bei wunderschönem blauen Himmel und Sonnenschein!! Wir haben die knapp 1500 Höhenmeter und ca. acht Kilometer Wegstrecke auf den Gipfel in knapp 4,5 Stunden bewältigt. Und dasselbe erfreulicherweise auch wieder runter.
Hier die Beweisfotos:
18.09.09 7:30 Uhr unten
18.09.09 12:00 Uhr oben


Montag, 14. September 2009

Abschied ist doch blöd!

Liebe Rocky-Freunde! Heute melden wir uns vorerst das letzte Mal aus Colorado! (Man weiß ja nie – vielleicht kommen wir noch mal wieder.) Die drei Monate in Taylor Park sind wie im Flug vergangen: wir haben viele wunderbare Menschen getroffen und auch einige Verrückte, wir haben bombastische Landschaften erlebt, wilde Tiere gesehen und gegessen, von Sonnenschein bis Schnee alle Witterungen erlebt, die klarsten Sternenhimmel gesehen und unheimlich viele Brote gebacken. (An dieser Stelle herzlichen Dank an alle, die die Kurmann & Strodick Backwaren GmbH so fürsorglich mit Backzutaten aus der Heimat versorgt haben!)

Aber bevor wir noch einmal richtig auf die Tränendrüse drücken kommt hier zunächst das Update der letzten Woche:

Wie bereits angekündigt haben wir an drei freien Tagen noch einmal einen großen Ausflug mit dem KIA in den Süden Colorados unternommen um den „San Juan Scenic Byway“ entlang zu fahren. Und der war wirklich „scenic“!

Den ersten Zwischenstopp haben wir in Telluride eingelegt, einem kleinen gemütlichen Skistädtchen, indem es eine kostenlose Gondel gibt. Mit der sind wir natürlich gleich auf den Berg gefahren – obwohl es Jule nicht so ganz geheuer war – in einem schaukeligen Kasten über dem Berg zu hängen.


Gondel – Telluride


In Telluride sind wir ein wenig durch die Straßen geschlendert und konnten ein paar Läden nicht widerstehen. (Jule brauchte auch dringend neue Flip Flops.) Bei der Schnäppchensuche sind wir auf so einige Schätzchen gestoßen:


Noch nie ein Häschen gesehen!?


Die Nacht haben wir auf einem Campingplatz am Mc Phee Reservoir verbracht. Von da aus konnten wir bereits einen Blick auf den in der Ferne liegende Mesa Verde National Park werfen, unser Ziel am nächsten Tag!


Mc Phee Reservoir


Mesa Verde, müsst ihr wissen, ist ein ganz spezieller Ort, denn da gibt es doch tatsächlich so etwas wie amerikanische Kulturgeschichte zu sehen! Vor langer, langer Zeit haben hier die Puebloans gelebt. Diese Ureinwohner haben Mesa Verde ausgesucht um sich dort niederzulassen. Sie haben aus Sandstein komplette Siedlungen in die Felsen gebaut, die heute noch erhalten sind. Sie waren eines der ersten Völker in dieser Gegend, die sich vom Jäger- und Sammlerdasein gelöst und sich der Landwirtschaft zugewandt haben. Warum sie allerdings verschwunden sind, weiß man nicht genau – wahrscheinlich sind sie aufgrund langer Dürreperioden und Ressourcenerschöpfung umgesiedelt.

Bei einer Tour mit „Ranger Rebecca“ haben wir das alles und natürlich noch viel mehr über Mesa Verde erfahren. Es war wirklich spannend für uns einmal in die prähistorische Geschichte dieses Landes einzutauchen.


Mesa Verde NP


Nach einer zweiten Nacht im KIA (diesmal kam nur der Fuchs zu Besuch – aber mit dem kennen wir uns ja aus), haben wir am nächsten Morgen nicht weit von unserem Nachtlager entfernt eine heiße Quelle gefunden. Leider war sie nicht zum Baden geeignet (schade eigentlich – wir hätten eine Dusche wirklich gut gebrauchen können). Aber an diesem kühlen Tag war es doch sehr angenehm wenigstens die Füße in warmes Wasser zu halten. Wir haben den ganzen Weg lang weiterhin Ausschau nach heißen Quellen gehalten, die zum Baden geeignet sind – leider ohne Erfolg. In der San Juan Bergkette gibt es nämlich ganz viele solche natürliche Badeoasen! Und nicht nur das - es gibt bzw. gab auch ganz viel Gold und Silber. Danach haben wir natürlich auch Ausschau gehalten – leider ebenfalls erfolglos. Das haben die ollen Goldwäscher wohl alles schon weggewaschen. Mist!


Hotsprings


Aber die schönen roten Berge, die haben sie Gott sei Dank da gelassen. Jetzt wissen wir auch, warum das hier Colorado heißt – weil alles so bunt ist (hat nämlich gar nichts mit Lakritz zu tun)!


Red Mountains


Unser Rückweg führte uns auch an zwei alten „Minen-Städten“ vorbei, Durango und Silverton, die zu Zeiten des Goldrausches vor allem wegen ihrer Bahnverbindungen von besonderer Bedeutung waren. Die alte Schmalspurbahn mit Dampflok gibt’s heute immer noch. Sie transportiert anstatt Gold allerdings nur noch Touris für horrende Preise. Deshalb sind wir aus Protest nicht mitgefahren. Aber angeguckt habe

n wir sie uns schon mal!

Wieder im heimischen Taylor Park angekommen, begann für uns die letzte Arbeitswoche. Aber bei schönem Herbstwetter ist uns das Arbeiten besonders leicht gefallen und wir haben die Landschaft noch einmal ganz bewusst genossen.


Herbstnebel über Taylor Reservoir


Aber jetzt heißt es endgültig Abschied nehmen, und das fällt uns wirklich nicht leicht. *Auf die Tränendrüse-Drück*

Zu guter Letzt ziehen wir ein Resümee:

  • Wir haben zusammen in drei Monaten ca. 1000 Leute interviewt. Dabei musste Caro mindestens 499 Mal erklären, dass sie nicht aus Skandinavien kommt.
  • Wir haben pro Nase 1500 Blatt Papier und 5 Bleistifte verbraucht.
  • Unser Lieblingssatz lautet: „Hey! My name is Julie/Carolin and I’m doing a visitor use survey about this recreation area for the National Forest Service. It’s a voluntary survey. But it does take about 15 minutes though– so it’s up to you.” (Variationen möglich)
  • Unsere Lieblingsantwort auf diesen Satz lautet – Er zu uns: “Sure – come in!“ Er ins Wohnmobil rein rufend: „Honey, you wanna do a survey?“
  • Während Jule beim Arbeiten zu der Gelegenheit kam einmal zu reiten und einmal 4-wheeler fahren zu dürfen, wurde für Caro zweimal gebetet.
  • Verfahrene Meilen: KIA Rondo: 5956 & Toyota Yaris: 4756. Das entspricht insgesamt ca. 17240 km
  • Die Kurmann & Strodick Backwaren GmbH hat in 13 Wochen ungefähr 12 Kilo Mehl verbacken.
  • Wir haben 3 Telefonkarten nach Deutschland vertelefoniert und 480 Handyminuten innerhalb der USA.

So – und da sogar die Kolibris letzte Woche schon gen Süden aufgebrochen sind, ist es jetzt an der Zeit für uns das auch zu tun!

Tschüss Colorado – Kalifornien wir kommen! (Und den ollen Mount St. Helens nehmen wir vorher noch mit!)




Montag, 7. September 2009

Dinosaurier und andere wilde Tiere

Am letzten “Wochenende” haben wir einen großen Ausflug in den Nordwesten Colorados unternommen. Wir waren beim Dinosaur National Monument, haben uns Dinosaurierfossilien angesehen, gecampt und die Sonnenwärme im rot-felsigen Utah genossen.

Bunte Felsen

Nach einer gut sechsstündigen Autofahrt durch ein
e Landschaft, die unterschiedlicher nicht sein könnte – von Hochgebirge, über Sanddünen zu Ölfeldern zu Steppe zu Wüste – sind wir endlich in dem wunderschönen Park angekommen und haben den Abend mit Lagerfeuer und Bierchen auf einem idyllisch gelegenen Campingplatz mitten im Nichts verbracht.
Da wir hier kein Zelt besitzen, haben wir im Ko
fferraum des berühmt berüchtigten KIA-Rondos übernachtet. Es wäre eine wunderbar laue Vollmondnacht zum unterm Sternenhimmel schlafen gewesen, aber das haben wir uns nicht getraut, denn die netten Damen im Visitor Center hatten uns freundlicher Weise auf die Bären und Berglöwen in der Gegend aufmerksam gemacht, mit denen einige Touristen in diesem Sommer bereits Bekanntschaft gemacht hatten. So outdoor sind wir dann doch noch nicht!


Am nächsten Morgen beim Frühstück haben wir uns dann gefragt, wo er denn war, der Bär. Ungefähr im gleichen Augenblick senkt Jule ihren Blick nach unten und entdeckt frische Trittsiegel im Sand, die eindeutig von einem größeren Säugetier stammen. Ganz schön spooky! Eine Bärentatze war es zwar nicht, aber ob der Abdruck von einem Berglöwen, Koyoten oder Wolf stammt, das können wir beim besten Willen nicht sagen. Hunde waren auf jeden Fall nicht anwesend auf dem Campingplatz. Um fachkundliche Hinweise wird gebeten (Yvonne, Eick, Johannes – bitte sehr)!


Auf den Schreck wäre eine kalte Dusche das Richtige gewesen – gab’s nicht! Ein Bad im Green River hat’s auch getan! Schade nur, dass der Biber, den wir am Abend zuvor dort gesehen hatten, nicht mitschwimmen wollte! (War ihm vielleicht zu früh am Tag!)

Green River

Erfrischt und munter ging es dann weiter zu den besagten Fossilien. Dafür mussten wir auf die Utah-Seite des Parks. Den Felsen mit den meisten Fossilien ko
nnten wir leider nicht sehen, da er zur Zeit restauriert wird, aber einen Blick auf ein paar versteinerte Knochen konnten wir bei einem kleinen „interpretive hike“ doch erhaschen. Außerdem gab es endlos viele indianische Felsmalereien zu entdecken, eine wunderschöne Landschaft mit vielen roten Felsen und manchmal sogar Höhlen darin und einige historische Siedlungsüberreste.



Petroglyphen und Fossilien

Whispering cave

Am Donnerstag waren wir dann bei unserem Lieblingscamphost zum Essen eingeladen. Es gab catfish, shrimp, potatoesalad und hush-puppies (frittierte Maismehl-Bällchen). Sehr lecker und sehr reichhaltig. So reichhaltig, dass leider leider kein Platz mehr im Bauch war für die smores. (Ihr erinnert euch: klebrige Marshmallow-Keks-Schoko-Burger!)

Am letzten Wochenende war hier ein großer Feiertag: der Labour Day. Es war noch mal richtig viel los hier in Taylor Park und wir haben viele surveys gemacht. Heute am Montag sind sie dann aber alle wieder nach Hause gefahren und man merkt richtig wie der Sommer sich dem Ende neigt. Die Espen sind teilweise schon richtig goldgelb – das sieht wunderschön aus und heute morgen sind dicke Nebelschwaden aus dem See gestiegen – das sah a
uch wunderschön aus.

Die letzte Arbeitswoche wird voraussichtlich also nicht besonders stressig, es ist ja keiner mehr da zum Interviewen. Sogar einige Campingplätze schließen morgen schon für diese Saison. Wir können also noch mal die Ruhe in den Bergen genießen, bevor es dann nach Portland geht!


Außerdem waren am Wochenende Jules Gasteltern aus Houston zu Besuch. Es war schön sie wieder zu sehen, wenn auch nur für kurze Zeit.

Nächste Woche erwarten wir dann ja auch schon Besuch aus der Heimat, auf den wir uns sehr freuen!
Aber jetzt steht erstmal unser Wochenende an, und das fällt diese Woche etwas länger aus, denn wir haben drei Tage frei – und die werden super, denn wir planen schon wieder einen großen Ausflug mit Übernachtung im KIA (für mehr reicht die Bezahlung leider nicht)!

Liebste Grüße von den Rocky-Rockern!
Bis nächste Woche bzw. bis Sonntag, Eick!
Jule & Caro

Montag, 31. August 2009

„Verdammte Axt! Das fühlt sich schon so nach Ende an!“



Die Kurmann & Strodick Backwaren GmbH erweitert ab sofort das Repertoire und bietet neben frischem Vollkornbrot jetzt auch traditionell deutsche Küche an. Herzhafte Gerichte wie Rouladen mit Knödel und Rotkohl, sowie klassi
sche Süßspeisen wie Rote Grütze wurden nach diversen erfolgreichen Testessen mit in das Angebot aufgenommen.

Letztmaliger Testesser war unser Lieblings-Camphost Merlin, den wir zum Dinner eingeladen hatten. Er hatte eine schlechte Woche und wir wollten ihm etwas Gutes tun. Und da er immer so von der deutschen Küche schwärmt, mussten wir nicht lange überlegen, was gekocht werden sollte. Lecker war’s! So ein deftiges Weihnachtsessen mitten im August, das loben wir uns doch! (Jule: „Mama, ich kann doch kochen!“)

Jetzt hat der gute alte Merlin sich es natürlich nicht nehmen lassen, uns ebenfalls zum Essen einzuladen – im Wohnmobil auf seinen Campingplatz versteht sich. Und da es außer Burgern ja leider kein traditionell amerikanisches Gericht gibt, hat er sich überlegt, dass es Fisch geben soll und zum Nachtisch (dann doch traditioneller Weise) Smores. Smores sind über dem Lagerfeuer angeschmorte Marshmallows, die man zusammen mit Schokolade und Crackern wie eine Art Sandwich übereinander stapelt. Dabei schmilzt die Schokolade natürlich – es gibt eine riesen Sauerei und sowohl Mund als auch Hände kleben nach dem Verzehr der zuckersüßen Leckerei richtig schön zusammen. Wir werden versuchen gute Gäste zu sein und jeder mindestens zwei Smores essen. Soweit der gute Vorsatz.


Wegen des großen Dinners haben wir einen unserer freien Tage größten Teils in der Küche verbracht und es ansonsten etwas ruhiger angehen lassen (man muss sich ja auch mal entspannen).

Nach dem guten Essen waren wir am zweiten freien Tag dann so voller Energie, dass wir uns die volle Dröhnung in Form einer 12 Meilen (~19,3 km) langen Wanderung gegeben haben. Also wenn wir nach diesem Training nicht auf den ollen Mount St. Helens drauf kommen, dann ist irgendwas schief gelaufen!

Ziel war diesmal eigentlich eine alte „gold-mining site“, aber da wir den richtigen Weg nicht finden konnten, sind wir nach einer Meile umgekehrt und haben spontan beschlossen zum Lily Pond zu wandern. Während der viereinhalb Stunden sind wir tatsächlich keiner Menschenseele begegnet. Verrückt!


Wanderung zum Lily Pond: Mehr Lily als Pond


Seit Samstag muss man mit dem Wandern in der Wildnis aber etwas vorsichtiger sein, denn die Jagdsaison hat begonnen. Zur Zeit zwar erstmal nur die „archery-season“, also das Jagen mit der Armbrust (frei übersetzt), aber so ein Pfeil im Hintern, das müssen wir uns in den letzten zwei Wochen Rockies nicht unbedingt geben! Wir sollten vielleicht unsere signal-orangenen Arbeitswesten auch in der Freizeit tragen! Aber wir werden ohnehin nicht mehr soviel Zeit zum Wandern haben, weil wir für unsere letzten „Wochenenden“ schon andere Pläne haben. Es gibt schließlich noch viel in Colorado zu sehen! Aber wo genau es hingeht erfahrt ihr dann demnächst. (Es soll ja noch ein bisschen spannend bleiben!)

Wir haben es in der letzten Woche endlich einmal geschafft bei Frenchy’s Café in Tincup vorbei zu schauen. Eigentlich wollten wir frühstücken, aber wir waren leider zehn Minuten zu spät, und deshalb gab es dann ersatzweise Lunch zum Frühstück in Form von Burgern und Pommes. Kann man mal machen, muss jetzt aber nicht jeden Tag sein!

Mit wir meinen wir übrigens wir alle, also Jule, Caro und fünf der Nachbarn. Schon erstaunlich wie viele Leute man mit etwas gutem Willen in einem KIA unterbringen kann. Auf der Fahrt haben die Nachbarn übrigens unsere surveys im Auto entdeckt und sich gegenseitig interviewt.

Diane, die Chefin im Frenchy’s hat uns beim Bezahlen das Angebot gemacht im nächsten Sommer bei ihr zu arbeiten. Sie ist immer auf der Suche nach netten Mädels zum Bedienen. Es könnte unter Umständen also doch noch was werden mit einem Sommer in Tincup. Ihre Telefonnummer bewahren wir auf jeden Fall erstmal auf! Man weiß ja nie!


Burger-Breakfast at Frenchy’s


Die traurige Nachricht dieser Woche: Unsere Nachbarn sind ausgezogen! Die „bunny-people“ haben ihre Arbeit mit den Schneehasen beendet. Blöd für uns. Jetzt sind wir wieder alleine. Also nicht ganz alleine, immerhin ist R. noch an der Guard Station. Es war schon nett mit unseren Biologen nebenan und ein bisschen fehlen sie uns schon, die Reinhold Messner Jungs und Mädels! Dummer Weise gibt’s ohne Nachbarn auch kein Kanu am See, keine Matratze draußen zum Sterne gucken, keine Badmintonschläger, keine Hängematte und auch kein Bärenfleisch mehr! Es macht auch gar keinen Spaß mehr aus dem Fenster zu gucken! Was machen wir bloß die letzten beiden Wochen nach Feierabend!? (Naja, meistens fällt uns was ganz Gutes ein – und zur Not tritt die Kurmann & Strodick Backwaren GmbH in Aktion.)


Letzte Kanufahrt

Am letzten gemeinsamen Abend haben wir am Lagerfeuer mit Stockbrot auf die Kollegen gewartet, die gegen Mitternacht von der letzten Nachtschicht zurückkamen. Man kann Stockbrot übrigens auch mit Marmelade, Senf oder wahlweise Mayo essen, wie uns unsere amerikanischen Freunde vorgeführt haben! Es war ein schöner Abschied und die sechs können jetzt fast alle fehlerfrei Stockbrot sagen.


Caro in der Nachbar-Hängematte


Wie immer, bis nächste Woche (evtl gibt´s den nächsten Eintrag erst Dienstag, weil Montag hier Feiertag ist)...liebe Grüße, Caro und Jule

Montag, 24. August 2009

"Ich glaub´es schneit!"

Wir schreiben Dienstag den 18. August 2009. Jule und Caro erklimmen Mount Tilton in Taylor Park, Colorado. Es ist 15 Uhr, Mountain Standard Time, und auf dem Gipfel des Mount Tilton, 12.559 ft (3828m) über dem Meeresspiegel, beginnt es zu schneien. Das ist doch total verrückt! Hier in den Bergen beginnt der Winter tatsächlich schon im Hochsommer! Kleboppt und schebeuert!

Zwei Tage später, ebenfalls Taylor Park, aber ein paar feet tiefer, gleiche Zeit, 81° F (entspricht ca. 27°C) Lufttemperatur: Jule und Caro schwimmen 20 Minuten lang in Taylor Lake, weil ihnen heiß ist! Noch verrückter!

Baden im Taylor Reservoir

Ihr seht, wir hatten wieder einmal eine ereignisreiche Woche. An unseren freien Tagen waren wir „hiken“ (Mount St.Helens Training) – und zwar sogar zwei Tage hintereinander! Und wir hatten keinen Muskelkater, obwohl der Auf- und Abstieg des Mount Tilton eine ziemlich steile Angelegenheit war. *Stolz*

Mount Tilton

Am zweiten Tag haben wir es dafür etwas ruhiger angehen lassen und sind zu einem See namens Cow Lake gewandert. Trotzdem war uns nach dem 3-Meilen-Weg so warm, dass wir direkt ins kalte Nass gesprungen sind. Und das war wirklich kalt! Zwar war es wieder 15 Uhr Mountain Standard Time, und wieder Taylor Park, aber dieses idyllische Bergwässerchen hatte gefühlt nur eine Temperatur um den Gefrierpunkt!

Cow Lake

Mittwochabend sind wir ins nächstgelegene Kino nach Crested Butte (eine Autostunde) gefahren. Das musste mal sein! Und um einige von euch jetzt etwas neidisch zu machen: Seit einer Woche ist hier in Amerika der Film „The Time Traveler’s Wife“ (Die Frau des Zeitreisenden) angelaufen! Ätsch Bätsch!

Ihr kennt uns ja: Wir gehören jetzt nicht unbedingt zu denjenigen, die kilometerweit vom Wasser entfernt gebaut wurden. Und wir gehören auch zu denjenigen, die beim Buchlesen schon heulen müssen. Jetzt stellt euch das ganze mit Bild und Ton vor! Da ist das große Flennen ja förmlich vorprogrammiert. Komischer Weise waren wir die Einzigen im Saal, denen es so erging. Was ist da schief gelaufen? Irgendwas kann doch nicht stimmen mit den Einwohnern dieses Landes!

War aber trotzdem nett von den Jungs vom Kino, dass sie mit dem Zusperren gewartet haben, bis wir uns wieder gefangen hatten.

Zur Beruhigung haben wir uns, wieder an der heimischen Holzhütte angekommen, M&M-mampfender Weise und in Schlafsäcken eingepackt unter den Sternenhimmel gelegt und Sternschnuppen gezählt. Danach ging’s wieder!

Am Samstag haben wir übrigens unseren ersten Gehaltscheck bekommen! Halleluja! Aber dass der Professor aus West Virginia höchst persönlich vorbei kommt, um ihn auszuhändigen, das wäre doch nicht nötig gewesen! Naja, aber eigentlich war das auch nicht das Hauptanliegen seines Besuches. So konnte er sich auch mal ein Bild machen, wie es bei uns so läuft. Und dann hat er uns noch schick zum Lunch ins Nugget Cafe ausgeführt – das war für uns doch mal ein schöner Einstieg in den Arbeitstag.

Unsere Nachbarn haben sich letzte Woche übrigens wieder einmal selbst übertroffen – aber uns überrascht ja gar nichts mehr. Da kommt man nichts ahnend nach einem langen Arbeitstag nach Hause, da wird nebenan eine Schwarzbärhälfte filetiert. Der „nuisance bear“ aus Crested Butte, vergleichbar mit dem „Problembären“ Bruno aus Bayern, wurde zum Abschuss freigegeben. Wie auch immer die Kollegen dann an eine Hälfte des Fleisches gekommen sind - es lagert auf jeden Fall zurzeit in unserem Gefrierschrank zwischen. Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen ein Bärensteak zu kosten. War sehr lecker, aber hätte man es uns als Rind verkauft hätten wir es auch geglaubt – sowohl optisch als auch geschmacklich!

Bis nächste Woche, liebste Grüße aus der Ferne von Caro und Jule

Montag, 17. August 2009

Der große Fang

Es ist soweit: Ab Mitte August fängt es hier nachts an zu frieren und das haben wir in der letzten Woche beim Aufstehen auch schmerzhaft zu spüren gekriegt. Einmal war sogar schon unser „hummingbird-feeder“, eine Zuckerwassertränke für die Kolibris, zugefroren. Das Wetter tagsüber ist zwar nicht mehr ganz so heiß wie in den letzten Wochen, es ist auch immer öfter bedeckt und es gibt Schauer, aber im Großen und Ganzen ist es immer noch warm und sonnig. Trotzdem warten wir jetzt auf den ersten Schnee, vielleicht nicht unbedingt bei uns im Tal, aber auf den Gipfeln kann es jeden Tag oder besser jede Nacht soweit sein! Und das Mitte August – das hatten wir auch noch nie!

Wie unser „hummingbird-feeder“ aussieht, wenn er nicht gefroren ist und was für Tiere uns in der letzten Woche sonst noch vor die Linse gekommen sind, seht ihr auf diesem Foto:

Wildlife

Wir waren am Dienstag zum wiederholten Male fischen und diesmal mit Erfolg! Bei Jule haben zwei große „rainbow trouts“ – zu Deutsch Regenbogenforellen –

angebissen, die anschließend fachgerecht ausgenommen, gesäubert, zubereitet und verzerrt wurden! Das ist schon ein recht gutes Gefühl, sich sein Essen selbst zu fangen! Bei unserem zweiten Versuch hatten wir auch den Colorado Native B. dabei, der uns zu früher Morgenstunde in seinem Kanu mit auf den See genommen hat und als Dankeschön zum Abendessen eingeladen wurde (es gab natürlich Fisch).

Jules Fang

Wenn man früh zum Fischen aufsteht, dann ist der Tag ganz schön lang und man hat jede Menge Zeit, um schöne Dinge zu unternehmen. Deshalb haben wir am Nachmittag eine kleine Klettertour zu den Überresten eines abgestürzten Flugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg unternommen. Der kurze, aber sehr steile Weg hat uns zu ein paar rostigen Wracks geführt, die seit über 60 Jahren in den Bergen liegen, weil es zu aufwendig gewesen wäre sie zu bergen. Bei dem Absturz sind sieben Amerikaner ums Leben gekommen.

Überreste WWII-Bomber


Jule beim Abstieg

Anschließend haben wir noch ein bisschen am Taylor River entspannt, die Füße gekühlt und geplanscht!

Taylor River

Da wir uns eine Jahreskarte für den Black Canyon National Park gegönnt hatten, sind wir letzte Woche einfach noch mal hingefahren, um die andere Seite des Abgrunds zu erkunden – und haben uns wieder einmal von den Wundern der Natur überwältigen lassen.

Bei einem kleinen „interpretive walk“ haben wir dann gelernt, dass der Wald in dieser Gegend im Volksmund auch „PJ-Forest“ genannt wird für „Pinyon and Juniper“. Klingt ziemlich cool, oder!?

Black Canyon NP – Northrim

Am Samstag mussten wir das erste Mal Abschied nehmen: T., L. & S. sind zurück nach Louisiana gefahren, wo am Montag die Schule wieder beginnt. Wie nicht anders erwartet ist uns der Abschied sehr schwer gefallen. Aber ersatzweise ist ab jetzt R., ebenfalls aus Louisiana, für die letzten Wochen auf der Guard Station. Wir sind also nicht alleine, und R. ist wie alle hier auch sehr nett und kann vor allem sehr gut kochen und backen. In den Genuss von seinem „deer-stew“ (selbst gejagt, selbst ausgenommen und selbst verarbeitet versteht sich) sind wir nämlich bereits gekommen!

Um T. & L. gebührend zu verabschieden gab es dann den letzte Woche bereits ausprobierten deutschen Festschmaus! Auch beim zweiten Mal hat alles hervorragend geklappt und ist bei den amerikanischen Testessern sehr gut angekommen. Vor allem der Rotkohl hat ihnen gefallen. Sie haben vorgeschlagen ihn am nächsten Tag kalt als Sandwichbelag oder auf einem Hotdog zu essen!

Zum Nachtisch gab es selbstgebackenen Pflaumenkuchen aus frischen Früchten! Dass man frisches Obst überhaupt verarbeiten kann hat zu großer Verwunderung geführt. Am besten gemundet haben aber natürlich die Streusel – ist ja klar, im Hefeteig ist schließlich kaum Zucker!

So sind sie, die Amis!

Wir verabschieden uns bis nächste Woche mit einem wunderschönen Sonnenuntergang!

Jule & Caro


Sonnenuntergang – Blue Mesa

Montag, 10. August 2009

Einmal Großstadt und zurück

Wir sind stolz auf uns: Nach 7 Wochen Abstinenz haben wir 2 Tage in der Weltmetropole Denver hervorragend gemeistert ohne einen Zusammenbruch ausgelöst durch Reizüberflutung zu erleiden! Wir haben uns wacker durch den Verkehr geschlagen, einen Super-Parkplatz in der Innenstadt gefunden, uns nicht verlaufen und sind durch diverse Sicherheitskontrollen gekommen um auf’s Klo gehen zu können. Der Supreme Court war nun einmal das nächste Gebäude und wenn die Blase sich meldet soll man nicht lange zögern.

Ansonsten haben wir gar nicht soviel in Denver unternommen, außer Großstadtluft zu schnuppern, Leute zu beobachten und eben die Zivilisation zu genießen (und natürlich den Wasserdruck in der Dusche). Eigentlich wollten wir die „Mint“ besichtigen, eine der beiden Gelddruckereien der USA, aber dafür muss man Monate im Voraus Reservierungen machen, was wir natürlich nicht wussten. Dafür haben wir uns das „capitol building“ angesehen und wissen jetzt so einiges mehr über Colorado, auch wenn wir den Governor doch nicht persönlich kennen gelernt haben (er war in einem meeting). Colorado wird auch der „centennial state“ genannt, weil er 1876, also 100 Jahre nach „Independence Day, dem Staatenbündnis beigetreten ist. Die Farben der Coloradoflagge stehen für Himmel (Blau), Schnee (Weiß), Stein (Rot) und Gold (Gelb). Haben wir wieder was dazu gelernt – wir machen hier ja auch schließlich keinen Urlaub!

Denver


16th Street

Supreme Court


State Capitol Building


Jule, Caro & S.


Am Dienstagabend waren wir in dem „Szene-Lokal“ der ganzen Stadt essen: Casa Bonita! L. & T., sowie Tochter S. haben uns schick ausgeführt in S.’s Lieblingsrestaurant. Man stelle sich ein rosa Pappschloss vor, welches von innen aussieht „like a real cave“ (Zitatende), dazu eine Ladung schlechtes mexikanisches Essen mit passender Livemusik, ganz schlechtes Entertainment dritter Klasse mit Gorilla und Sprung vom „echten“ Felsen in die „echte“ Höhle (da war natürlich Wasser unten drin), in Kombination mit einer Spielhölle und Souvenirläden! Amerika kann so schrecklich sein! Aber man muss ja alles mal mitgemacht haben!


Auf dem Weg nach Denver liegt übrigens das historische Städtchen „South Park“. Inwiefern es einen Zusammenhang mit gleichnamiger Zeichentrickserie gibt ist unklar. Aber es ist ein süßes Städtchen, aufgebaut wie eine Art Freilichtmuseum und es erinnert an alte Westernfilme.


South Park City


Es ist ja schon merkwürdig, wie man sich plötzlich mit seiner eigenen Kultur auseinandersetzt, wenn man sich im Ausland aufhält. Wir zum Beispiel haben angefangen erstmalig typisch deutsche Gerichte zu kochen. Diese Woche im Angebot: Rotkohl mit Knödel! Na ja gut, es gab auch einen Anlass dafür, denn bald bricht T. & L.s letzte Woche hier an, und da wollen wir sie noch mal bekochen! Und das musste vorher erstmal ausprobiert werden. Und obwohl Eigenlob stinkt: Das Ergebnis lässt sich sehen und schmecken! Wie ihr vielleicht schon merkt, wir sind nicht nur outdoor sondern auch Hausfrau.

Des Weiteren haben wir gerade Aprikosen im Überfluss im Hause und werden sehr kreativ, was die Verarbeitung eben jener angeht. Nachbar B. hat an seinen freien Tagen den heimischen Baum geplündert und uns gefühlte 10 Kilo mitgebracht! Die wollen erstmal gegessen werden (möglichst innerhalb einer Woche zwecks Haltbarkeit) und zwar in Form von: Aprikosen pur, Aprikosenmus, Aprikosenkompott, Aprikosenmarmelade, Aprikosenpfannkuchen, Aprikosenkuchen (wahlweise mit und ohne Streusel),….

Wir träumen sogar schon von Aprikosen, obwohl…. Jule träumt auch gerne vom survey und ist zur Freude von Caro auch nachts fleißig am interviewen. Wir sind uns nicht sicher, ob man das als Arbeitszeit abrechnen kann – das müssen wir mit West Virginia University noch mal abklären! Die gut 50 Fragen können wir auf jeden Fall im Schlaf – vielleicht gibt’s dafür Nachtzuschlag!


Wir haben es uns nicht nehmen lassen ein weiteres Mal auf Elchsuche zu gehen – natürlich erfolgreich – um an dieser Stelle wie versprochen ein Beweisfoto nachzureichen. Et voilà:


Suchbild




Wir sagen tschüss bis nächste Woche! Und denkt immer daran: